Mittwoch, 2. August 2006

Umzugsgeschichten

will Frau Melody hören und Frau G. hat ihre auch schon geschrieben.
Und weil ich erst vor ein paar Wochen mit meinem Büro umgezogen bin und gestern schon wieder umziehen musste, allerdings diesmal nur innerhalb des Raumes, ist das Umzugsthema für mich auch irgendwie aktuell.

Wohnungsumzüge hat es auch schon den ein oder anderen gegeben, im Moment gruselt es mich daran zu denken irgendwann wieder mal umziehen zu müssen. Während meine Schwester sich gerade mitten im Umzug befindet und voller Freude und Hochgefühle sich an die Einrichtung der ersten eigenen "ganz allein" Wohnung macht.

Der erste Auszug


Mein erster Auszug, wenn man das überhaupt so nennen kann, war eigentlich mehr ein "von zuhause abhauen". Da war ich gerade so um die zarten 18 und befand mich ausserdem auch noch im Abiturvorbereitungsstress. Abgehauen bin ich, brav weiter zur Schule gegangen aber auch. Irgendwie scheine ich schon immer so eine Mischung aus ausgeflippt und Spiesser gewesen zu sein. Ich befürchte ich habe mich zwischen beiden Extremen bis heute nicht entscheiden können.

Jedenfalls konnte ich bei der Bekannten meiner damals besten Freundin einziehen, die einiges älter war und ausserdem ein Baby hatte. Statt Miete bezahlte ich also hier und da etwas zu essen und machte einen auf Babysitter. Geld hatte ich genug, denn ich ging auch weiterhin brav meinen beiden Nebenjobs nach. Die Wohnung war - aus heutiger Sicht - gewöhnungsbedürftig, damals in meiner alternativen Phase (auch noch nicht komplett abgeschlossen) irgendwie auf seltsame Weise "cool". Badezimmer? Nee, ein Klo eine halbe Treppe tiefer imTreppenhaus gab es. Zu teilen mit den Nachbarn aus der selben Etage. Eine türkische Großfamilie. Weswegen ich des öfteren die Kneipen der Nachbarschaft frequentierte um dort mal aufs Klo zu gehen, bevor ich abends ins Bett ging. Waschen fand am Küchenwaschbecken (also Küche ist jetzt leicht übertrieben) statt, wo neben Geschirr auch mal das Baby gebadet wurde. Dafür lag die Wohnung in der "hippen" Elberfelder Nordstadt. Wo ich auch heute nicht nein sagen würde zu einer schönen (renovierten und mit Bad und Toilette ausgestatteten) Altbauwohnung.

Fernweh


Mein zweiter "echter" Auszug fand dann so mit 25 statt. Dafür aber richtig. Mit Sack und Pack auf nach USA. Erst mal ins College mit Campus-Wohnung, die wir uns zu viert teilten: zwei Deutsche, eine Amerikanerin und eine Französin. Eine ziemlich neue und witzige Erfahrung. Nach dem College pendelte ich zwischen verschiedenen Unterkünften bei Freunden und Jugendherbergen zwischen Atlanta, GA + Los Angeles und San Francisco, CA hin und her, bevor es mich nach New York verschlug.

Das lustige WG-Leben


Dort landete ich dann in einer kleinen disfunktionalen WG in Queens im lustigen Örtchen Flushing, mit einer verwöhnten american-jewish Lehrerin und einem greislichen Despoten namens John, der neben seiner festen Freundin jede zweite Nacht auch andere Frauen anschleppte. Mit dem habe ich mich dann so richtig angelegt, was damit endete, dass seine Mutter mich als Nazi-Hure beschimpfte, weil sie dem irrigen Glauben verfallen war ich hätte ihren armen Sohn vernascht - nichts lag mir ferner, wirklich gar nichts. Aber John hatte ihr das so erzählt, weil er stinksauer auf mich war, weil ich einmal an seine Zimmertür hämmerte und dabei rief: "Hey John, telephone for you, one of your girlfriends." Leider war gerade seine "feste" Freundin mit ihm im Zimmer, was ich nicht wusste. Nunja, die war dann irgendwann nicht mehr seine feste Freundin. Aber mal ehrlich, ist das meine Schuld?

Es gab dann jedenfalls einen Auszug bei dem er mir unter tatkräftiger Unterstützung seines Bruders 2 Mäuse ins Zimmer setzte, die mir dann in der Nacht übers Bett hüpften. Er konnte ja nicht wissen, dass ich keine Angst vor Mäusen habe. Als nächstes kam dann Declan, ein trinkfester Ire in unser "little house of horrors". Declan war gerne und oft besoffen und fand es wahnsinnig witzig sich darüber auszulassen wie krank es doch sei, dass ein jüdisches Mädchen und eine Deutsche zusammenleben. So fragte er Nancy gerne ob sie keine Angst habe, dass ich sie vergase und nannte mich "liebevoll" Nazi-bitch. Das Ende vom Lied war dann der einstimmige Rauswurf von Declan durch die deutsch-jüdische Allianz.

Und dann kam schon wieder ein John daher. Nomen est Omen. Dieser John war zwar nicht so ein krasser Frauenschwarm, aber irgendwie ging auch das auf Dauer nicht gut, weswegen Nancy und ich nach einem Jahr WG-Leben erst beschlossen uns zusammen eine Wohnung zu suchen, als Mädels-WG. Leider konnten wir uns nicht auf eine bestimmte Gegend einigen und es wurde offensichtlich, dass wir beide eigentlich völlig unterschiedliche Wohnungen suchten, weswegen sich dann doch jeder alleine etwas suchte. So landete ich in Kew Gardens / Forest Hills und da war es richtig nett. Aber wirklich. So idyllisch habe ich nie wieder gewohnt. Meine Vermieter waren sehr nette Chinesen und die Wohnung richtig groß. Ab und zu vermietete ich mein zweites Zimmer an Praktikanten aus Deutschland, die bei mir im Büro arbeiteten. Aber da gab es nie Ärger. Im Gegenteil es war immer sehr nett und lustig.

Back to the roots und gleich weiter in den Süden


Irgndwann dann ging es wieder zurück nach Deutschland. Erst mal wieder ins elterliche Heim um gleich 2 Monate später wieder alles zu packen und nach München zu gondeln. Da gab es dan erst mal eine Übergangs-Wohnung vermittelt durch eine Zeitwohnbörse. Ein junger Journalist der für 3 Monate nach Seattle ging überliess mir seine Wohnung. Das war in Bogenhausen und ganz nah an der Isar und dem Englischen Garten und das Beste: 5 min zu Fuß und ich war im Büro.

Dannn fand ich meine eigene Wohnung am Königsplatz, direkt neben der U-Bahn, wie praktisch. Und mal ganz ehrlich, wer hat schon so eine beeindruckende Hauszufahrt wie den Königsplatz? Lustigerweise zog auch mein Büro damals um und ich hatte es wieder nur 15 min zu Fuß zum Büro. Nach 2 Jahren zog es mich dann aber aus der Stadt fort. Erste gemeinsame Wohnung mit Freund. Ab in den Münchner Süden zu den Schickimickis hinter hohen Mauern. Dort hielt ich es aber nur 7 Monate aus, dann wollte ich nur noch eins: WEG! Der treibende Grund- neben vielen, vielen kleineren Ärgernissen mit der Vermieterin war letztlich, dass sie eine Freundin, die mich besuchen kam -nach 640 km Fahrt- des Hauses verwies, weil diese sich weigerte ihren Hund für die Dauer ihres Besuches bei mir ins Tierheim zu bringen, weil Frau Vermieterin Tiere hasst und in ihrem Haus nicht duldet. Unglaublich!

Alles jammern und betteln half nicht, sie blieb unerbittlich, weswegen die Freundin sich nach einem kurzen Kaffetrinken und Gassi gehen mit Hund wieder auf den Weg in die 640 km entfernte Heimat machte. Mein Freund fand das damals nicht so schlimm, weswegen ich den nach einem weiteren Jahr auch "nach Hause" schickte, allerdings nicht bevor wir noch gemeinsam in den Münchner Norden in eine große Wohnung zogen. In der wohne ich jetzt immer noch und das schon seit über 11 Jahren.

Zwischendrin gab es da noch ein paar Ein-und Auszüge von Untermietern, mit denen sich das Leben mal mehr, mal weniger harmonisch gestaltete. Der erste war Dietmar. Ganz ok, leider zu oft betrunken und nachdem er des Nachts ein paar Mal die Wohnungstür offen liess, was die Katzen zu Spaziergängen im nächtlichen Hausflur veranlasste, sowie seine Vorliebe dafür, Pizzas mit Verpackung in den Ofen zu schieben und diese dort auf offenem Feuer grillte und nicht zu vergessen die nächtlichen Saufgelage mit Kumpels, während ich verzweifelt versuchte zu schlafen.

Dietmar musste weichen, damit Claudia einziehen konnte. Mit Claudia ging es sehr gut und harmonisch weiter für eine lange Zeit, bis sie einen Heiratsantrag annahm und ins Schwabenländle verzog. Schade. Ich mochte sie sehr gerne. Aber natürlich freue ich mich für sie.

Nach Claudia kam der "Halslose", an dessen richtigen Namen ich mich nicht mehr erinnere. Wenn es den Gruselfaktor nicht schon gäbe, hätte er für ihn erfunden werden müssen. Der Halslose war ein echter Grund dem Wohnmodell "Untermieter" / WG abzuschwören. Was ich mit dem erlebt habe könnte Bücher füllen. Mich schüttelt es heute noch. Aber just zu diesem Zeitpunkt lernte ich eine nette junge Dame kennen, die gerade eine Bleibe suchte. Und gemeinsam haben wir den "Halslosen" ausquartiert und sie dafür einquartiert. Nicht ohne vorher die Wohnug vom Geist /Ausdünstungen und der wirklich "miesen Aura" dieses Exemplars, zu befreien.

Aber dann wurde es so richtig lustig. Und diese Zeiten vermisse ich manchmal wirklich sehr. Nach ihr gab es keine Untermieter mehr. Alles was danach gekommen wäre hätte nur den positiven letzten Eindruck vermiest. Der letzte der einzog war dann der Hausgeist. Und ich bin mir recht sicher, dass - wenn es noch einmal einen Ein- oder Auszug gibt, wir diesen gemeinsam betreiten.

Von meinen zahlreichen Büroumzügen fange ich erst gar nicht an. In unserer Firma muss man eine gewisse Affinität zum Nomadentum einfach mitbringen. Ich glaube das setzen die bei der Einstellung schon voraus, vielleicht steht es sogar im Vertrag.

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